Folge 46: Die Geschichte von VIVAS
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Ich möchte heute ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern und darüber erzählen, wie VIVAS entstanden ist. Seit langem war es mir ein Anliegen, Menschen, die einen geliebten Menschen verloren haben, miteinander zu vernetzen. Schon vor Jahren habe ich dafür gelegentlich eine Bergtour oder Wanderung organisiert. Im Jahr 2019 verdichtete sich dann die Idee, dem eine breitere Basis zu geben und gemeinsam mit Betroffenen einen Verein zu gründen, dessen Ziel die Unterstützung und Vernetzung von Menschen nach existentiellen Verlusten ist. Am 28. Februar 2021, inmitten der Coronapandemie, war es dann so weit: rund 20 Gründungsmitglieder haben VIVAS ins Leben gerufen. Mit kleinen Schritten begannen wir unsere Arbeit: Angebote für trauernde Menschen. Dafür brauchten wir dringend eine Koordinatorin und Ansprechpartnerin für unsere Mitglieder, aber auch für Interessierte von außen. Jemanden, bei dem die vielen Fäden zusammenlaufen konnten. Für VIVAS war und ist es ein großes Glück, dass wir dafür Doreen Zimmermann gewinnen konnten. Sie ist täglich für VIVAS im Einsatz, manchmal in vorderer Linie, sehr oft aber auch unsichtbar im Hintergrund. Sie koordiniert die vielen Bereiche von VIVAS.
Das Selbstverständnis von VIVAS ist ein Bekenntnis zum Leben. Das beinhaltet schon der Name. VIVAS kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „du mögest leben oder auch „du wirst leben“ und zeigt damit, worum es uns in erster Linie geht: um Aktivierung und Ermutigung. Die vielen Beteiligten bringen das ein, was sie können und selbst gerne tun. Und so entstand mit der Zeit eine bunte Mischung verschiedener Angebote: Brotbacken, Kalligraphie, SUP-Ausflüge, Vorträge, Spaziergänge, Feldenkrais, Brauereiführungen, Filzen, Häkeln, tiergestützte Trauerbegleitung, Stricken, Tischtennis, Kartenspielen, Wanderungen, kreatives Gestalten mit Knetbeton, Schmuckwerkstatt, Pilates, gemeinsames Kochen, Teilnahme an kulturellen Events (z.B. Museumsbesuch, Theater), Bogenschießen, Zeichnen und Malen, Bergtouren, Radtouren, Blog, Podcast und einiges andere mehr. VIVAS zielt im Grunde in zwei Richtungen: Zum einen soll es Menschen zusammenbringen, die Verlust und Trauer erlebt haben. Sie sollen bei VIVAS Zugehörigkeit, Ermutigung und positive Impulse erfahren. Auf der anderen Seite soll VIVAS aber auch Anregung und Möglichkeit vermitteln, sich selbst aktiv einzubringen. Wer etwas für andere tut (z.B. einen Spaziergang anbietet) bekommt auch etwas zurück. Im Geben für andere tun wir uns selbst Gutes. Diese Erfahrung machen wir bei VIVAS immer wieder.
VIVAS ist von Jahr zu Jahr gewachsen, inzwischen erreichen wir jährlich über 1000 Menschen und haben über 75 Mitglieder, von denen viele aktiv mitarbeiten. Manchmal erreicht uns Feedback aus anderen Bundesländern, manchmal sogar vom anderen Ende der Welt. Gleichzeitig wissen wir, dass es gerade der räumlich begrenzte Rahmen ist, der unseren Verein ausmacht. Denn das Herzstück von VIVAS ist die persönliche Begegnung. Mit Blog und Podcast versuchen wir auch entfernt lebenden Menschen den ein oder anderen Impuls mitzugeben. Aber im Wesentlichen sind wir eine regionale Initiative. VIVAS lebt dabei völlig aus der Ehrenamtlichkeit. Unsere Mitglieder bieten ihre Aktivitäten ohne jegliche finanzielle Kompensation an. Ab und zu leisten wir uns Referenten und Angebote von außen, die wir natürlich bezahlen müssen. VIVAS lebt dabei ausschließlich von Spenden. Wir erhalten keine Zuschüsse von Krankenkassen oder öffentlichen Förderungen, sondern unser Etat von jährlich rund 30.000€ kommt zu 100% aus privaten Spenden.
Wenn du um einen geliebten Menschen trauerst und dich unsere Initiative anspricht, wenn du unsere Angebote kennenlernen willst oder wenn du gar ein eigenes Angebot einbringen möchtest, dann sprich uns an! Wir sind für viele Ideen offen und aufgeschlossen. Geld kann man bei uns zwar nicht verdienen, aber wir von VIVAS wissen: das Engagement für andere tut gut.
Herzlich willkommen!