Die Idee von VIVAS

 

VIVAS bedeutet in erster Linie Ermutigung zum Leben. Als Selbsthilfeverein kann VIVAS keine therapeutische Unterstützung leisten, sondern will eine Quelle der Inspiration sein, den eigenen Weg zu finden.

 
 

Der schwere Verlust

Wer einen geliebten Menschen verliert, stürzt anfangs ins bodenlose Nichts. Zunächst ist der Verlust gar nicht zu begreifen, scheint unwirklich und fremd. Erst mit der Zeit trifft die volle Wucht der neuen Realität die Hinterbliebenen, und mit ihr ein kaum aushaltbarer Schmerz. Es ist die erschütternde Erfahrung, nicht nur den anderen, sondern auch sich selbst und das alte Leben verloren zu haben. Mit dem Verlust des geliebten Menschen wird das alte, scheinbar heile Leben beiseite gewischt und es bleibt zunächst eine tiefe Leere, die ohne Perspektive scheint. Für viele ist es zu Beginn unvorstellbar, aus diesem Tal je wieder herauszufinden.

 

Der lange Weg der Trauer

Das Wunder des Lebens beinhaltet auch, dass das Unvorstellbare möglich ist. Man kann den Verlust eines innig geliebten Menschen überleben. Mehr noch: man kann lernen, nach solch einem Verlust wieder Glück und Freude zu erfahren. Der Weg dorthin ist beschwerlich und langwierig. Viele würden sich wünschen, es gäbe eine Abkürzung. Leider gibt es keine, denn die Trauer braucht ihre Zeit, um die ihr innewohnende heilende Wirkung zu entfalten. Trauer ist der Prozess, der den Menschen an die Hand nimmt und ihn auf der Suche nach einem neuen Leben begleitet. Es gibt kein Zurück ins alte Leben. Aber wo ist es, das neue Leben?

 

Trauer lebt vom Wechsel

Auf der einen Seite führt die Trauer in den Schmerz und in die unmittelbare Erfahrung des Abschieds mit all den Erinnerungen und Gefühlen von Verzweiflung, Angst, Schrecken und Sehnsucht. Aber zum Trauern gehört auch das Atemholen. Niemand kann dauernd auf das Verlorene blicken, kein Mensch kann immerzu im Schmerz und der Verzweiflung leben. Zum heilsamen Trauern gehört auch die bewusste Abwendung vom Schmerz, das Sammeln von Kraft und die ablenkende Aktivität. Beides braucht seinen Platz: die Konfrontation mit der Realität des Verlusts wie auch die Suche nach positiven Erfahrungen, nach einer Hoffnung und einem Sinn für das weitere Leben. Zur Trauer gehört auf lange Sicht auch der Mut, das Leben wieder zu gestalten, aktiv zu sein und dabei Freude und Dankbarkeit neu zu erfahren. Das gelingt vor allem dann, wenn man lernt, den Tod zu akzeptieren und dem verstorbenen Menschen dennoch einen überdauernden Platz im eigenen Leben zu geben.

 

Verlust braucht Anerkennung

Wirklich große Augenblicke des Lebens sind rar. Zu den größten Momenten des Lebens zählt gewiss die Geburt eines Menschen. Alle, die ein Kind geboren haben oder bei der Geburt ihres Kindes dabei waren, kennen das: Die unbeschreibliche, überwältigende Erfahrung der Geburt, die in ihrer Intensität mit fast nichts vergleichbar ist.

In ganz anderer Weise gehört auch der Verlust eines innig geliebten Menschen zum Intensivsten, was sich in unserem Leben ereignet. Nicht nur das Geschenk der Geburt eines Kindes, sondern auch der Tod eines geliebten Menschen gehören –bei allem Schmerz- zu den bedeutsamsten Dingen, die uns widerfahren. Das Wunder des Lebens besteht darin, dass Leben geboren wird und dass Leben geht. Nicht nur die Geburt gehört in den Bereich der Wunder, gleiches gilt für den Tod. Kein Leben ohne Tod, kein Tod ohne Leben. Wie Licht und Schatten, zwei Phänomene, die einander bedingen.

Wer einen geliebten Menschen verliert, macht ungewollt und dramatisch die Erfahrung, dass etwas Überwältigendes passiert, etwas, das weit über uns hinausragt. Trauernde verdienen die bedingungslose Anerkennung der Größe dieser Erfahrung.

 

Unterstützung durch VIVAS

Die Ausgangspunkte von VIVAS sind Respekt und Anerkennung. Die Frauen und Männer, die sich im Verein VIVAS engagieren, sind den eigenen Trauerweg gegangen, sie haben erfahren, was es heißt, einen geliebten Menschen zu verlieren.

In der Begegnung mit anderen kommen Trauernde mit sich selbst wieder in Berührung, lernen den eigenen Weg zu reflektieren, Anregungen aufzugreifen und Orientierung zu finden.

VIVAS bedeutet in erster Linie Ermutigung zum Leben und soll eine Quelle der Inspiration sein, den eigenen Weg zu finden. Zu den wichtigen Erfahrungen auf diesem Weg gehört der Austausch mit anderen. Auf Menschen zu treffen, die bereit sind zuzuhören und eigene Erfahrungen zu teilen. Es geht darum, die Einsamkeit und Isolation des Verlusts zu überwinden, nicht zu erstarren, sondern in Bewegung zu bleiben und sein Leben weiter zu gestalten. Trauer braucht nicht nur Gespräche, sie braucht vor allem auch Initiative und Aktivität. Im Tun erleben sich Menschen, jedes Handeln bedeutet eine Einbeziehung unserer Sinne, jede Bewegung beinhaltet die Chance auf Veränderung. Für viele Menschen ist das nach einem schweren Verlust allein kaum zu bewältigen. Sie fühlen sich gelähmt und handlungsunfähig. VIVAS hat sich zum Ziel gesetzt, diese Menschen wieder mit sich selbst und den eigenen Fähigkeiten in Kontakt zu bringen.

VIVAS bedeutet: gemeinsam aktiv werden und sich auf den Weg machen.