Folge 34: Beweise für ein Leben nach dem Tod

 

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Im klinischen Wörterbuch Pschyrembel heißt es, der Tod sei „das Lebensende eines Individuums, medizinisch beschrieben als irreversibler Hirnfunktionsausfall“. Tod bedeutet also, dass der Körper für immer jede sich selbsterhaltende Aktivität eingestellt hat. Wenn wir einen Toten sehen, erfassen wir intuitiv diese Tatsache. Der tote Körper ist leer und unbewohnt. Es fühlt sich unwirklich an, denn noch kurz vorher war Leben in ihm und nun liegt er unbeseelt und starr vor uns. Wir können das nicht begreifen, denn der Tod ist jenseits unserer Erkenntnisfähigkeit. Er ist das Unvorstellbare, das Unbekannte, jenseits von allem, was wir denken können. Und gerade diese Unerkennbarkeit ruft die Frage nach dem Weiterleben der Seele wach. Gibt es da draußen eine unsichtbare geistige Welt?

Es gibt in vielen Kulturen Menschen, die von sich behaupten, sie könnten Kontakte zu Verstorbenen herstellen. Sie bieten für Geld ihre Dienste an und einige von euch waren bei solch einem „Medium“. Der Impuls ein Medium aufzusuchen, entspringt dem dringenden Wunsch, ein unwiderlegbares Zeichen für die überdauernde Existenz des Individuums nach dem biologischen Tod zu erhalten. Eure Berichte gleichen sich in vielen Details: Das Medium wusste Dinge, die es niemals hätte wissen können, es gab einen erlebten Moment der Nähe mit dem Verstorbenen und viele haben es als tröstlich und hilfreich erlebt. Ihr erzählt mir davon, blickt mich an und ich spüre eure Frage an mich: „Was hältst du davon?“ Wenn du mich früher gefragt hättest, wäre meine Antwort sehr klar gewesen: ich halte das für völligen Unfug, Quatsch und Scharlatanerie.

Heute sehe ich das etwas anders. Ich beurteile das nicht mehr innerhalb der Kategorien „wahr oder unwahr“. In den allermeisten Fällen ist das Medium kein geldgieriger Scharlatan, sondern diese Menschen sind tatsächlich von den eigenen Fähigkeiten überzeugt. Das beweist freilich nicht die Wahrheit ihrer Aussagen, aber es schwächt die Hypothese, es würde sich hierbei nur um listige Geldmacherei handeln. Schnelles Geld ließe sich anders wesentlich leichter verdienen. Wenn du davon berührt bist und es dich stärkt, ein vermeintliches Zeichen des Überlebens der Seele erhalten zu haben, dann sehe ich nicht, was ich daran kritisieren sollte. Für mich ist die entscheidende Frage, ob es dich weiterbringt auf deinem Weg. Und manchmal habe ich den Eindruck, dass solch ein Erlebnis ein Mosaikstein sein kann auf der langen Reise in dein neues Leben.

Mitunter erzählst du mir von solchen Sitzungen kuriose Details, die mich überzeugen sollen, dass es wahr und wirklich ist. Aber du brauchst mich nicht davon zu überzeugen, denn für mich ist das nicht wichtig. Wenn du damit ein Stück weiterkommst, wenn es dir ein wenig Lebensmut macht, dann lag für dich offenbar etwas Gutes drin. Andererseits merkt jede Person, die solch einen „Jenseitskontakt“ positiv erlebt hat, dass auch dieses für sie bedeutungsvolle Ereignis sie nicht davor bewahrt, weiterhin den Unwägbarkeiten der eigenen Trauer ausgesetzt zu sein. Das Vermissen und die Sehnsucht lassen sich dadurch nicht heilen. Auch die Mühen im Umgang mit den anderen Menschen und dem weiteren Leben lösen sich nicht einfach auf. Aber einige beurteilen es auch Jahre später als wichtiges Detail auf dem eigenen Weg der Trauer. Letztlich ist es die Erfahrung, dass durch den Tod nicht alles für immer zerstört und verloren ist, sondern etwas bestehen bleibt. Das glaube auch ich und die Welt ist voller Zeichen dafür. Natürlich gibt es eine überdauernde Präsenz der Verstorbenen. Aber ohne jeden Beweis. Ob du für diese Erkenntnis ein Medium brauchst, bleibt dir überlassen.

Die Verstorbenen bleiben immer Teil von uns.

 
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Folge 33: Die Rückkehr in die Ruhe des Lebens