von Freya von Stülpnagel

Am Wochenende 9./10.8.25 las ich einen Artikel über einsame Jugendliche, immerhin auf S.3 in der SZ. Also wohl ein beachtenswertes Thema. Ich konnte mich gut einfühlen, vielleicht weil ich selbst solche Momente der Einsamkeit während meines Studiums kannte.

Aber mir wurde beim Lesen ganz schnell klar, dass dieses Thema für uns Trauernde ganz besonders gilt.

Sind wir allein oder fühlen wir uns einsam?

Die Autorin des Artikels unterscheidet diese beiden Begriffe sehr gut. Sie schreibt: „Alleinsein ist ein objektiver Zustand. Allein ist, wer niemanden um sich hat. Einsam ist, wer sich nach etwas sehnt, ein unerfüllter Wunsch nach Menschen, die einen wirklich verstehen. Beides kann sich bedingen, muss sich aber nicht. Man kann alleine in den Urlaub fahren und sich nicht einsam fühlen. Man kann auf einer Party mit fünfzig Leuten und trotzdem einsam sein.“

Genau das kennen Trauernde zu gut. Oft fühlen wir uns gerade nach dem unmittelbaren Verlust allein. Ja, wir müssen allein durch die Trauer, unseren ureigenen Trauerweg finden, aber wenn wir Glück haben, werden wir nicht allein gelassen.

Viele von uns haben die Erfahrung gemacht, dass am Anfang viele Menschen um uns waren, die uns etwas Gutes tun wollten, uns unterstützen aber mit den Wochen, Monaten, Jahren, ziehen sich die Menschen oft zurück. Doch selbst wenn viele da sind, können wir uns einsam fühlen, kaum einer kann sich in unseren großen Schmerz einfühlen.

Selbst der Partner, der selbst den Verlust des eigenen Kindes erlitten hat, möchte uns trösten, aber kann es oft nicht, hat er doch selbst den großen Schmerz, die seelische Not und kann nicht wissen, wie wir uns gerade fühlen, was wir im Moment brauchen. Er selbst ist so verwundet.

Gerade in größeren Gesellschaften, fühlen wir uns am Anfang der Trauerzeit fehl am Platz, und ja, dann richtig einsam, weil fast keiner verstehen kann, wie es uns geht. Diese Erfahrung unter vielen Menschen sich einsam zu fühlen, tut richtig weh! Meist hilft nur Flucht, aus der Situation herauszugehen, größere Gesellschaften zu meiden, gerade am Anfang.

Deshalb ist es schön, dass es die Trauergruppen gibt, in denen Menschen da sind, die den gleichen Schmerz, so eine Tragödie, erlebt haben. Dort fühlen wir uns angenommen und aufgehoben, können alles aussprechen was uns quält und belastet, ohne die Gefahr. „kluge Ratschläge“ zu bekommen. Da sind Menschen, die einen wirklich verstehen, weil sie es selbst erlitten haben. Einfach mal stehenlassen und aushalten, die Tränen aushalten, ohne gleich wegtrösten zu wollen, wo es keinen Trost gibt.

Und wie großartig ist es bei VIVAS, wo eine immer größer werdende Gemeinschaft, ohne gleich über den Verlust sprechen zu müssen, ins gemeinsame Tun kommt.

In dem vielfältigen Angebot ist ja für jeden etwas dabei. Und Trauernde können auch die Erfahrung machen, selbst etwas anzubieten, was Trauernden guttut. Wer weiß es mehr als sie! All das hilft enorm bei der Integration der individuellen, eigenen Trauer.

So kann dem Gefühl der Einsamkeit etwas Wertvolles entgegengesetzt werden.
Die Gemeinschaft der Trauernden, sei es bei VIVAS, oder bei den Verwaisten Eltern, in welcher Trauergruppe auch immer, ist das „beste Rezept“ gegen das Gefühl der Einsamkeit oder dem sich alleingelassen Fühlen.

11.August 2025

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